Das richtige Alter für den Folgesitz. Unter welchen Voraussetzungen kann ein Kind in "großen" Kindersitz wechseln?
In Deutschland gilt seit 1993 die Kindersitzpflicht für die Mitnahme von Kindern im Auto. Sie besagt, dass Kinder unter 150 cm Körpergröße bis zum vollendeten 12. Lebensjahr im Auto durch einen Kindersitz gesichert sein müssen. Das bedeutet: Ihr Kind braucht keinen Kindersitz mehr, wenn es 150 cm groß ist oder darf am 12. Geburtstag, auch dann, wenn es kleiner als 150 cm ist, ohne Sitz fahren.
Wenn der Gurtverlauf ohne den Gruppe 2/3 Sitz noch nicht optimal ist, darf und sollte Ihr Kind auch darüber hinaus noch den Kindersitz benutzen.
Welcher Folgesitz ist der richtige für Ihr Kind? Und ab wann brauchen Sie welchen Sitz?
Bei dem großen Angebot an Babyschalen, vorwärtsgerichteten Kindersitzen, Reboardern und Folgesitzen der Gruppe 2/3 können Eltern schnell den Überblick verlieren. Wir wollen Ihnen deshalb gerne erklären, ab wann Sie einen Folgesitz der Gruppe 2/3 für Ihr Kind nutzen können und was es zu beachten gibt.
Drei Kindersitze braucht ein Kind: Erst die Babyschale, im Anschluss der Reboardkindersitz, ca. ab dem 4. Geburtstag der Folgesitz
Nach der Babyschale empfehlen wir Ihnen, Ihr Kind so lange wie möglich, mindestens jedoch bis 4 Jahre, in einem Reboarder, also entgegen der Fahrtrichtung, zu transportieren. Dies ist vor allem für so junge Kinder deutlich sicherer als vorwärtsgerichtet zu fahren. Und danach?
Der Folgesitz der Gruppe 2/3 / ab 100 cm Körpergröße
Ein solcher Kindersitz erlaubt es, das Kind vorwärts fahren zu lassen, wobei es gemeinsam mit dem Kindersitz mit dem 3-Punkt-Gurt des Fahrzeugs gesichert wird. Die alleinige Frage nach dem Alter, in welchem das Kind in solch einen Sitz wechseln kann, ist hier nicht entscheidend. Es gilt auch andere Voraussetzungen zu beachten.
Große Kindersitze: Nach Gewicht oder Größe ("i-Size") zugelassen
Bei den Folgesitzen wird zur Zeit unterteilt:
- in Kindersitze die nach der Kindersitznorm ECE R44/04 zugelassen sind und die ab einem Körpergewicht von 15 kg bis 36 kg genutzt werden dürfen und
- in Kindersitze, die nach der neuen Kindersitznorm ECE R129 (i-size) zugelassen sind und ab einer Körpergröße von 100 bis 150 cm genutzt werden dürfen.
Je nach Kind und Sitz müssen Sie darauf achten, dass Ihr Kind mindestens 15 kg wiegt oder, bei Sitzen nach der neuen R129 ("i-size")-Norm, dass es mindestens 100 cm groß ist. Diese Vorgaben sind gesetzlich bindend!
Beachten Sie außerdem, dass vereinzelt Kindersitze nach der neuen Norm auf dem Markt sind, bei denen herstellerseitig sowohl eine Größenbegrenzung als auch eine Gewichtsbegrenzung vorgegeben ist.
Ist Ihr Kind schon reif für den "großen Kindersitz"?
Bedenken Sie: Wenn Ihr Kind in einen Folgesitz umziehen soll, wird es in diesem Sitz mit dem 3-Punkt-Gurt des Autos gesichert, in dieser Kindersitzgruppe gibt es keine internen Gurtsysteme mehr. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Ihr Kind auch die geistige Reife für einen solchen Autokindersitz hat: Ihr Kind muss verstehen, dass es ruhig sitzen bleiben muss und sich nicht aus dem Gurt lehnen darf, damit der Gurtverlauf zu jeder Zeit optimal ist und damit die Kopfstütze und die Seitenwangen des Sitzes Ihr Kind auch bei einem Seitenaufprall schützen können. Ihre Tochter oder der Sohn dürfen sich nicht einfach aus Spaß oder Neugierde heraus abschnallen oder mit dem Gurt spielen.
Ihr Kind trägt jetzt auch selbst Verantwortung für seine Sicherheit:
Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, was wichtig ist, wenn es in diesen neuen Kindersitz wechselt. Erklären Sie ihm, dass der Sitz es nur schützen kann, wenn es mit seinem Körper im Schutzbereich der Rückenlehne und der Kopfstütze bleibt und es nicht am Gurt spielt. Sollte Ihr Kind noch nicht so weit sein sich daran halten zu können, lassen Sie es lieber noch eine Weile in seinem Reboarder sitzen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass dieser noch passt und erlaubt ist. Das ist dann für alle Beteiligten die bessere und sichere Wahl.
Nutzen Sie ausnahmslos Kindersitze mit einer Rückenlehne und verzichten Sie auf Sitzerhöhungen
Die bekannteste Variante ist wohl die einfache Sitzerhöhung ohne Rückenlehne. Davon können wir nur dringend abraten! Diese Sitzerhöhung hilft zwar teilweise, die Position des Beckengurtes zu verbessern, hat aber keinerlei Schutz für den empfindlichen Kopf des Kindes oder seinen Oberkörper.
Auch der Gurtverlauf des Schultergurts wird hierbei völlig außer Acht gelassen. Ferner besteht die Möglichkeit, dass die Sitzerhöhung bei einem Unfall unter dem Po des Kindes herausrutscht und Ihr Kind durch den Beckengurt, der in den Bauchraum rutscht, schwere innere Verletzungen erleidet. Zudem besteht in so einem Fall Strangulationsgefahr!
So fährt Ihr Kind im Folgesitz sicher
Um Ihr Kind sicher und natürlich komfortabel zu transportieren, empfehlen wir einen Kindersitz, der aus Sitzerhöhung und Rückenlehne besteht. Durch die Kopfstütze wird der Kopf Ihres Kindes bei einem Unfall bestmöglich geschützt und stabilisiert. Der Oberkörper wird bei einem Seitenaufprall durch die Seitenwangen mit Seitenaufprallschutz vor Verletzungen bewahrt. Die Gurtführung an Becken und Schulter optimiert den Gurtverlauf. So fährt Ihr Kind deutlich sicherer und ist sowohl bei einem Frontal- oder Heckcrash als auch bei einem seitlichen Aufprall geschützt.
Übrigens: Auch für uns Erwachsene ist die richtige Gurtführung wichtig. Deshalb gibt es in vielen Autos die Möglichkeit, den Schultergurt in der Höhe anzupassen. So können auch unterschiedlich große Menschen im gleichen Auto sicher unterwegs sein.
So finden Sie den passenden Kindersitz für Ihr Kind
Kinder entwickeln sich individuell. Auch die Folgesitze sind unterschiedlich gebaut. Das erklärt, warum nicht jeder Folgesitz zu jedem Kind passt. Um für Ihr Kind den passenden Folgesitz zu finden, ist ein Probesitzen sinnvoll. Hier kann genau geprüft werden, ob der Gurtverlauf an Becken und Schulter für Ihr Kind optimal ist. Natürlich soll sich Ihr Kind in dem Sitz auch wohl fühlen. Die können Sie beim Probesitzen im Kindersitzfachhandel schnell herausfinden.
Außerdem ist zu beachten, dass der Folgesitz zu den Gegebenheiten in Ihrem Auto passt. Ganz wichtig hierbei ist beispielsweise, ob sich der Sicherheitsgurt, wenn er in der Gurtführung des Folgesitzes verläuft, ohne Probleme auf- und abrollt. Das können Sie nur bei einem Probeeinbau heraus finden.
Sie sehen, wie unverzichtbar es ist, den Folgesitz mit Kind und Auto ausgiebig zu testen, schließlich geht es um die Sicherheit Ihres Kindes!
Kommen Sie gerne mit Ihrem Kind und Auto bei uns im Kindersitzladen vorbei, Wir testen mit Ihnen die verschiedenen Folgesitze und finden den passenden Sitz für Ihr Kind!